Archive for Februar, 2009

Rose soll leben! – Helft mit!

Wir brauchen eure Hilfe!

Rose, ein 16-jähriges Mädchen aus unserem Heim, ist schwer krank. Sie leidet an einer aplastischen Anämie, einer Blutkrankheit.
Sie soll in Deuschland behandelt werden, doch um dies zu ermöglichen werden noch 30.000 Euro benötigt!
Können diese nicht aufgebracht werden, kann Rose die Behandlung
nicht erhalten.

Ich bitte euch dringend um eure Hilfe!

Hier erfahrt ihr mehr:  www.rose-soll-leben.de

Ruanda – ein kleiner Einblick

Nun ist es auch schon wieder mehr als drei Wochen her, dass Cornelius und ich von unserem Seminar und der Ruanda-Rundreise zurück sind. Darum jetzt ein kleiner Reisebericht.

Seminar
An einem Freitagmorgen, um 5h, schulterten wir unsere Reiserucksäcke und machten uns auf den Weg in die Stadt, um von dort aus mit dem Bus nach Kigali zu fahren. Ich hatte natürlich viel zu viel Sachen dabei, und vor allem die falschen, denn Ruanda ist im Vergleich zu Bujumbura saukalt, aber das sollte ich erst später zu spüren bekommen ^^

Mit einem Riesenreisebus ging’s ab über die Berge, Richtung Kigali. Das Ding war so riesig, dass es bei jeder Kurve hin- und herschaukelte und zu Anfang dachte ich, jede Minute kullern wir den Abhang runter. Aber ich schätze, die Busfahrer haben eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie sie fahren müssen, schließlich sind sie fast jeden Tag auf derselben Strecke unterwegs.
In Kigali angekommen wurden wir von unserer Seminarleiterin abgeholt und ins Gästehaus des DED gebracht. Dort machten wir bis zum Abend erstmal gar nichts, hatten wir uns schließlich verdient.

Pizzaessen

Pizzaessen

Während der nächsten Seminartage mit den vier anderen DED-Freiwilligen hatten wir die Möglichkeit zu resümieren, wie es uns bis jetzt in Burundi bzw. Ruanda ergangen war, welche Erfolgserlebnisse wir hatten und vor allem über Probleme zu reden und uns Tipps von den anderen zu holen. Sonntag gab es ein Kontrastprogramm: vormittags ein Besuch im Richard-Kandt-Museum in Kigali, er war der erste kaiserliche Resident von Ruanda-Urundi, abends ließen wir uns eine ruandische Disko zeigen, von der ich allerdings nicht so begeistert war; Körperkontakt beim Tanzen wird da allgemein überbewertet, finde ich.
Mein ganz persönliches Highlight war aber, Betty endlich nach fast 6 Monaten wieder zu sehen, wir hatten uns eine Menge zu erzählen ^^

Mit Richard Kandt

Mit Richard Kandt

Blick auf Kigali

Blick auf Kigali

Betty & Ich

Betty & Ich

Am Montag ging es nach Butare, der Studentenstadt Ruandas, im Süden des Landes gelegen. Mir war schlecht, ich hatte Bauchkrämpfe und musste zwei Stunden im Auto durchhalten. Schuld war ein Grieche, bei dem wir am Tag zuvor gegessen hatten, rohen Salat und Mayo sollte man halt nicht überall essen…
Neben Diskussionsrunden und gegenseitiger Beratungsrunden zu aktuellen Problemen besichtigten wir den Königspalast Ruandas sowie ein Landwirtschaftsprojekt, das von ruandischen Studenten und ihren Dozenten ins Leben gerufen wurde, und machten einen Workshop zum Thema Beziehungen, dem Umgang mit Sexualität und natürlich AIDS/HIV, auch mit Studenten aus Butare. War superinteressant zu hören, was ruandische Jugendliche zum Thema Beziehungen usw sagen und wie präsent die Angst vor Aids wirklich ist.

Frühere königliche Behausung - eine traditionelle Rundhütte

Frühere königliche Behausung - eine traditionelle Rundhütte

Bierkalebassen - Der König ernährte sich nur von Bier und Milch. Kauen galt als unschicklich.

Bierkalebassen - Der König ernährte sich nur von Bier und Milch. Kauen galt als unschicklich.

Speersammlung im Palast des letzten ruandischen Königs

Speersammlung im Palast des letzten ruandischen Königs

Am Ende des Seminars wurden wir spontan von einer anderen Freiwilligen eingeladen, die in der Nähe des Nationalparks wohnte, der unsere erste Reisestation sein sollte.
Eigentlich war geplant gewesen, gleich am nächsten Tag weiterzufahren, woraus aber nichts wurde. Stattdessen beschlossen wir, zu der Genozid-Gedenkstätte „Murambi“ zu gehen, die auch ganz in der Nähe war.

Murambi

Gedenkstätte

Gedenkstätte

Als wir auf das Gelände kamen, war weit und breit niemand zu sehen. Wir gingen also weiter. Dann tauchte plötzlich ein junger Mann auf, mit Kopfhörern am Ohr, und winkte uns zu, ihm zu folgen. Er sprach kein Französisch, nur Kinyirwanda und einige Worte Englisch. „School“ war eines davon. Er führte uns weiter, zu einem der ehemaligen Schulgebäude vermuteten wir, öffnete die Tür und uns stockte förmlich der Atem. Der ganze Raum war gefüllt mit präparierten Skeletten, die hatten sie eingekalkt oder so, was ich aber zuerst gar nicht realisierte und dachte, das wären Gipsnachbildungen. Doch im nächsten Moment begann ich den Verwesungsgeruch, der eigentlich schon die ganze Zeit über dem Gelände gelegen hatte, wahrzunehmen.

Wir gingen zur nächsten Tür: Leichen.  Später gab es einen Raum nur für die Kinder, die Frauen… Ungefähr 20 gibt es von diesen schaurigen Räumen, aber nachdem ich drei von ihnen gesehen hatte, konnte ich nicht mehr.
5000 Skelette liegen in ihnen, viele sind vom Massengrab zerquetscht oder man sieht die Verletzungen der Machete an den Schädelknochen.
Zu uns stieß eine Frau, sie sprach ein wenig Französisch und erzählte uns, dass bei den Kämpfen in dieser ehemaligen Berufsschule 50.000 Menschen umgekommen waren. Sie war eine der Überlebenden, ihren Mann und ihre Kinder hatte sie verloren. Trotzdem ist sie nun jeden Tag da, um die wenigen Touristen, die den Weg dorthin finden, herumzuführen.
Tafeln oder Erklärungen gibt es dort keine, man wird einfach mit diesen Eindrücken allein gelassen.
Die Ausstellung, die es dort gibt, wurde nie eröffnet.

Nur auf ein Massengrab wird hingewiesen

Nur auf ein Massengrab wird hingewiesen

Anhand der Kleidung der Opfer sollten Angehörige identifiziert werden

Anhand der Kleidung der Opfer sollten Angehörige identifiziert werden

Cornelius mit der Frau, die uns führte

Cornelius mit der Frau, die uns führte

Ich verließ die Ausstellung mit einem ganz merkwürdigen Gefühl, plötzlich schien mir alles, was ich bisher über den Genozid gehört hatte, so präsent, als hätte ich etwas davon miterlebt.

Nyungwe Forest
Unser nächstes Ziel war der Nyungwe-Forest, eine Regenwald im Südosten Ruandas gelegen.
Morgens wollten wir los, doch zuerst noch etwas zu essen kaufen. Leider waren alle Geschäfte geschlossen, aber ein netter Ruander zeigte uns eine kleine Pension, wo wir etwas Brot und Ciapattis kaufen konnten. Zeit hatten wir ja noch genug, dachten wir! Als wir wieder auf der Straße standen kam jemand vom Busunternehmen angerannt und winkte uns ganz aufgeregt, wir sollten zur Haltestelle kommen. In diesem Moment fuhr dann der Bus auch schon an uns vorbei und wir zischten und pfiffen ihm hinterher, denn das war so ziemlich der einzige Bus am Tag und wir hatten unsere Tickets schon gekauft. Der Bus hielt und wir konnten einsteigen. Dank sei dem Buschfunk ^^

Die Strecke war so kurvig, dass einigen schlecht wurde. Schätze, das wir jetzt total schadenfroh klingen, aber ich erzähl es trotzdem, das war einfach zu skurril. Ein junges Mädel, das mit uns fuhr, schien keine Tüten oder ähnliches zu besitzen, in die sie sich hätte übergeben können und Plastiktüten sind ja in Ruanda auch verboten, jedenfalls übergab sie sich erst auf den Rücken ihrer Nachbarin, später in ein T-Shirt und schließlich in ihre Tasche. Ganz diskret.

Los geht's!

Los geht's!

Startklar

Startklar

Der Nyungwe-Forest ist genial! Cornelius und ich machten eine 10-km-Wanderung, gute 5 Stunden lang. Erst zwei Stunden ganz tief ins Tal, dann der Aufstieg. Wir haben uralte Riesenbäume, verholzte Lianen und Wasserfälle gesehen. Und Affen, aber die waren wirklich ziemlich weit weg.

Gigantisch

Gigantisch

Touri am Wasserfall

Touri am Wasserfall

Beeindruckend

Beeindruckend

Ausblick ins Tal

Ausblick ins Tal

Mit unserem Guide

Mit unserem Guide

Am Nachmittag setzten wir uns einfach an die Straße und warteten auf einen Bus. Man hatte uns gesagt, das würde klappen. Tat es auch, nur eigentlich war der Bus schon voll, aber einer oder zwei gehen immer noch rein. Das Gepäck wurde also in den Kofferraum gequetscht, Cornelius auf den Klappsitz zwischen zwei Mamas und ich durfte mich nach vorn setzen, was so ziemlich der bequemste Platz im Bus war.

Kibuye
Am nächsten Tag brachen wir nach Kibuye auf, einem kleinen Städtchen direkt am Kivu-See.

Im Bus - Leute strecken ihr Geld entgegen, um noch einen Platz im Bus zu bekommen

Im Bus - Leute strecken ihr Geld entgegen, um noch einen Platz im Bus zu bekommen

Kleiner Markt am Straßenrand - Hier kann man aus dem Busfenster heraus Früchte kaufen

Kleiner Markt am Straßenrand - Hier kann man aus dem Busfenster heraus Früchte kaufen

Dort verbrachten wir zwei Tage, einfach nur am See chillen, ein bisschen Stadtgucken und eine kleine Bootsfahrt.
Es ist wunderschön dort. Man kann einfach nur auf den See schauen, die Fischer beobachten und auf den Sonnenuntergang warten.

Abenddämmerung

Abenddämmerung

Mittagspause

Mittagspause

Fischer, die am Abend au den See rausfahren

Fischer, die am Abend au den See rausfahren

Kirchenbesichtigung

Kirchenbesichtigung

Mit dem Boot zurück

Mit dem Boot zurück

Nach diesen zwei Tagen kam die schlimmste Busfahrt von allen: Wir fuhren die ganze Zeit, wie soll es in Ruanda anders sein, durch die Berge. Dazu kam aber, dass die ganzen Straßen nicht geteert sind und man die ganze Zeit von Löchern durchgeschüttelt wird. Der Bus war außerdem so überfüllt, dass ich nur noch einen Sitzplatz für eine meiner Pobacken bekommen habe und mich mit meinem anderen Bein die ganze Zeit abstützen musste, um nicht von der Sitzbank zu fallen. Das konnte ich unmöglich 5 Stunden lang aushalten, deshalb bin ich irgendwann in den Kofferraum geklettert. Der war voll mit Gepäck und Menschen, die darauf saßen. Unsere Rucksäcke waren irgendwo im vorderen Teil des Busses verstaut worden und wie immer konnten wir nur hoffen, dass sie am Ende noch da sind…
Im Kofferraum war es ziemlich bequem, im Vergleich zu vorher. Irgendwann merkte ich aber, dass ich am Morgen zu viel Tee getrunken hatte und jetzt ziemlich nötig auf Toilette musste. Was tun? Der Bus hielt unterwegs immer mal wieder kurz an, um Leute rauszulassen oder neue einzuladen. Man wusste aber nie, wie lange. Irgendwann, als wir wieder hielten, sprang ich also auf drückte einem älteren Franzosen meine Tasche in die Hand, kletterte über die Gepäckberge und sprang aus dem Bus. Einer der Schaffner stand draußen am Bus, dem rief ich zu, er sollte 5 Minuten warten und sprintete zum nächstgelegenen Haus. Ich hatte echt Schiss, der Bus würde ohne mich weiterfahren! Dem ersten, den ich traf fragte ich nach einer Toilette, er hatte sofort eine parat. Auf dem Rückweg drückte ich ihm noch schnell 20 Francs in die Hand, was anderes hatte ich nicht, und kletterte zurück in den Bus, der wirklich auf mich gewartet hatte. Ich war heilfroh.

Kurze Zeit später fing es an zu regnen. Auf einer Seite fehlten dem Bus allerdings einige Fenster, deshalb regnete es rein. Alles kein Problem, jemand spannte seinen Schirm auf, der Pflichtgepäck jedes Afrikaners auf Reisen zu sein scheint, und es war erledigt.
Auch wenn die Fahrt echt anstrengend war, geht sie doch die ganze Zeit am Kivu-See entlang und wird man durch den Blick auf den See und die wunderschöne Landschaft entschädigt.

Gisenyi
In Gisenyi, einer Stadt im Nordwesten Ruandas, angekommen, konnten wir endlich etwas essen und trinken und wurden kurze Zeit später von zwei anderen Freiwilligen abgeholt, bei denen wir übernachten konnten. Sie kümmern sich dort um Straßenkinder und sie haben uns mit zum Strand genommen, um dort mit den Kids Volleyball zu spielen.

Völlig fertig nach der Busfahrt

Völlig fertig nach der Busfahrt

Unser Gastgeber Bene beim Kochen des "Shukuru Umwa"

Unser Gastgeber Bene beim Kochen des "Shukuru Umwa"

Ruhengeri
Unser nächstes Ziel war Ruhengeri, Bettys Einsatzplatz! Sie zeigte uns das Krankenhaus, in dem sie arbeitet, wir fuhren an einen nahe gelegenen See und hatten eigentlich vor, einen der fünf Vulkane zu besteigen, was sich im Endeffekt aber als zu teuer herausstellte, weil wir kein eigenes Auto hatten. Vielleicht versuch ich’s noch mal…

Betty bei der Arbeit

Betty bei der Arbeit

Einer der Vulkane

Einer der Vulkane

Cornelius, Marleen & ich nach unserem Tag am See

Cornelius, Marleen & ich nach unserem Tag am See

Am Wochenende feierte Marleen, Betty Mitfreiwilligem, Geburtstag. Dazu kamen alle Freiwilligen, die wir auf dem Seminar und während unserer Reise kennen gelernt hatten, nach Ruhengeri. Das war genial! Nachdem wir alle zusammen ungefähr den ganzen Nachmittag gekocht hatten, gab es abends ein Riesenessen und danach ging’s in die Disko. Ein Erlebnis für sich…

Beim Kochen

Beim Kochen

Am nächsten Tag hieß es dann auch schon Abschiednehmen, denn wir mussten langsam zurück. Mit einer Zwischenstation in Kigali kamen wir wieder in Burundi an.
Als wir aus dem Bus stiegen und ich, mit meinem Riesenrucksack wieder einmal fast vom Motorrad gefallen wäre, machte sich eine ziemliche Freude in mir breit. Ich saß dort, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, der Wind wehte mir entgegen und ich genoss das Gefühl, wieder zurück zu sein. Es war ein bisschen wie, wenn man nach einem langen Urlaub nach Hause kommt.

Auf dem Rückweg

Auf dem Rückweg

Schulfest am 20.12.2008

Wie ihr wisst, gehört zur Fondation Stamm neben den Kinderheimen auch eine allgemein bildende Schule, an der ich Musikunterricht gebe und Cornelius einen Deutschkurs für die Lehrer anbietet. Anlässlich der Zeugnisausgabe am Ende des ersten Trimesters haben Cornelius und ich zusammen mit dem Schulleiter und einigen Lehrern ein kleines Schulfest organisiert. Bevor die Zeugnisse vergeben und die besten Schüler geehrt wurden, gab es ein Programm aus Tänzen, Theaterstücken und Liedern. Ziel war es, die Eltern für das Schulleben ihrer Kinder zu begeistern, da sie selbst oft gar nicht oder nur kurze Zeit die Schulbank gedrückt haben, und den Kindern eine Möglichkeit zu geben, mit ihren eigenen Ideen und ihrem Engagement, das erfolgreiche Ende des Trimesters als einen kleinen Höhepunkt in ihrem Schulalltag zu feiern.

Die Vorbereitungen für diesen Tag gingen schon einige Wochen vorher los. Wenn ich am Anfang noch skeptisch war, ob wir überhaupt genügend Programmpunkte zusammenbekommen würden, legten sich meine Zweifel spätestens in der Woche vor dem Fest. Überall wurde geprobt, getanzt und gesungen- ich war begeistert. Zwei Tage vor dem großen Ereignis begannen wir mit dem Aufräumen des Schulhofs, der noch eine halbe Baustelle war, und der Auswahl des Programms. Die Kinder und ich schleppten Ziegelsteine, räumten Holzbalken zur Seite, sammelten herumliegende Papierfetzen ein- alles in der prallen Sonne. Danach hatte ich einen ausgewachsenen Sonnenbrand 😉

Beim Aufräumen des Schulhofs

Beim Aufräumen des Schulhofs

Voller Einsatz

Voller Einsatz

So macht man das in Afrika

So macht man das in Afrika

Schubkarrenrennen

Schubkarrenrennen

Besonders die Kleinsten waren ganz eifrig am Werk, schnappten sich eine Schubkarre, die besaß ein Eisenrad und nur noch einen Griff, füllten sie mit Steinen und rasten damit über Sandhügel und durch Löcher zur anderen Seite des Schulhofs, um sie dort abzuladen. Das war ein Bild für die Götter, ich bin den ganzen Tag mit einem Grinsen auf dem Gesicht herumgelaufen.

Schließlich ging es an die Programmauswahl. Unter den spärlichen Bäumen auf dem Schulhof wurden Stühle aufgebaut, wir setzten uns und nach und nach trug jede Klasse ihre Beiträge vor. Es war Wahnsinn! Jeder Lehrer hatte mit seiner Klasse mindestens drei Beiträge einstudiert und die Kinder waren voll in ihrem Element. Nach 3 Stunden in der Hitze konnten wir alle nicht mehr und beschlossen, den Rest des Programms am nächsten Tag auszuwählen. Das dauerte ebenfalls noch einmal zwei oder drei Stunden, ich habe irgendwann mein Zeitgefühl verloren.

Am Nachmittag stand das Programm. Verständlicherweise waren viele traurig, dass ihr Theaterstück oder Tanz nicht ins Programm aufgenommen wurden, doch ich konnte sie damit trösten, dass sie beim nächsten Fest dabei sein würden. Besonders von meiner 6. Klasse war ich an diesem Tag hingerissen. Sie hatten sich, unter Anleitung ihres Lehrers, ein Theaterstück dazu ausgedacht, wie wichtig es ist, in die Schule zu gehen, an dessen Ende sie ein selbst edichtetes Lied sangen. Alles war auf Kirundi, ich verstand kaum ein Wort, aber, ohne Witz, ich hatte Tränen in den Augen, so gerührt und begeistert war ich. In letzter Minute konnte ich noch die elfte Klasse überzeugen, ein Lied zu singen, dass ich nur durch Zufall einmal von ihnen gehört hatte. Das sollte der Abschluss des Programms werden: ein kleiner mehrstimmiger Chor aus Jungs und Mädels, begleitet von drei Gitarren.

Samstag, Der große Tag. Um 6 Uhr morgens machten Cornelius und ich uns auf den Weg zur Schule. Das Fest sollte zwar erst um 11 Uhr beginnen, doch hier gibt es so genannte Gemeinschaftsarbeiten am Samstagmorgen, bei denen man nur auf der Straße sein darf, um zu arbeiten. Folglich bleiben die meisten zu Hause… Gegen 6 Uhr 30 kamen wir in der Schule an und die erstem Arbeiter und Lehrer waren schon da, um noch die Klassenräume zu schmücken oder das Schulhaus zu putzen. Wir begannen, aus Steinen, Tüchern und Holztischen eine improvisierte Bühne aufzubauen und es kamen immer mehr Kinder, die helfen wollten und kräftig mit anpackten. Sie wussten nur, dass das Schulfest an diesem Vormittag stattfinden sollte, doch nicht genau wann, und so waren sie nach dem Aufstehen einfach mal vorbeigekommen, um zu schauen, ob es schon losgehe.

Beim Bühnenaufbau

Beim Bühnenaufbau

Leider fing es später an zu regnen, wir mussten die gesamte Bühne wieder abhängen, um sie später wieder aufzubauen. Aber kein Problem, wir hatten ja noch einige Stunden Zeit. Der Programmablauf wurde zum ersten und letzten Mal an diesem Morgen durchgespielt. Mit etwas Glück wird’s schon gehen, dachte ich. Wir bauten Bänke auf, schmückten mit Luftballons das Schulgebäude, wobei es fast zu einer Schlägerei kam, weil alle Kinder sich in das Büro des Direktors drängten und jeder einen Ballon aufpusten wollte. Also schmissen wir kurzerhand alle raus und hängten die Ballons anschließend so hoch an die Säulen, dass die Kids nicht mehr rankamen. Das ist eine der Sachen, die ich hier wirklich als anstrengend empfinde: Gibt man einem etwas, wollen alle anderen auch und jeder versucht, als erster und am meisten zu bekommen. Selbst bei so banalen Sachen wie Luftballons… Nach und nach trudelten viele Eltern ein, die Kinder probten noch mal ihre Beiträge in den Klassenräumen und gegen 12 Uhr ging es endlich los. Ich war ziemlich aufgeregt.

Die Ränge füllen sich

Die Ränge füllen sich

Von Oben

Von Oben

Die Einleitung war ein Begrüßungstanz. Eigentlich sollten diejenigen, die als nächstes dran waren, hinter der Bühne warten, doch das klappte nicht und zu Anfang hatten Cornelius alle Mühe, rechtzeitig die Klasse zu finden, die als nächstes auftreten sollte. Wir wieselten hinter und neben der Bühne hin und her und hatten nebenbei alle Hände voll zu tun, die kleinen Kinder einigermaßen ruhig zu halten.

Cornelius & Ich während des Programms

Cornelius & Ich während des Programms

Genau in diesem Moment fing es auch noch an zu regnen, doch die Eltern saßen im Trocknen, die Lehrer spannten ihre Schirme auf und den Kindern schien das nichts auszumachen. Es lief alles super ab, besonders ein Rap und das erwähnte Theaterstück der 6. Klasse sowie zwei Gedichte, die zwei Kinder aus der 2. Klasse auf Französisch vortrugen, ernteten Begeisterung und Applaus beim Publikum.

Traditioneller Tanz

Traditioneller Tanz

Kindergartenkinder bei ihrem Auftritt

Kindergartenkinder bei ihrem Auftritt

Umuduri & Trommel

Umuduri & Trommel

Gedichtvotrag der Zweitklässler

Gedichtvotrag der Zweitklässler

Rap auf Kirundi

Rap auf Kirundi

Zwei Fischer im Theaterstück der 6. Klasse

Zwei Fischer im Theaterstück der 6. Klasse

Lied der 6. Klasse

Lied der 6. Klasse

Leider gibt es in der Schule momentan noch keinen Strom, weshalb alles ohne Mikrofon stattfand und dadurch Einiges unterging. Am Ende waren aber sowohl Lehrer als auch Schüler zufrieden und ich glaube, so manche Mutter und so mancher Vater haben sich an diesem Tag gewundert, was für ein Talent in ihrem Kind steckt. Ich war ziemlich glücklich über diesen Tag und völlig von den Socken, wie engagiert viele der Lehrer an diesem Tag waren und wie vielseitig und begeisterungsfähig die Kinder sind.