Archive for Oktober, 2008

Klappe die Dritte

Hallo ihr Lieben!

 

Lang, lang ist’s her, dass ihr von mir gehört habt, was nicht heißt, dass nichts mehr passiert! Eher im Gegenteil: das Leben hier wird immer bunter und wir lernen es jeden Tag ein bisschen besser kennen.

Mein Kirundi macht langsam Fortschritte, so oft wie möglich spiele ich Gitarre, um fit für den Musikunterricht zu sein, und auch das einheimische Essen macht mir nicht mehr zu schaffen.

Mittlerweile weiß ich sogar, wie man aus Kochbananen Pommes Frites macht und wie man Spätzle selber machen kann. Ich sag euch, wenn ich wiederkomme, kann ich kochen ^^

Auch wenn die folgenden Ereignisse schon etwas länger zurück liegen, will ich euch trotzdem nicht vorenthalten, was alles so passiert bei uns!

 

 

Freitag, 26. September 2008

An diesem Tag habe ich zu ersten Mal die Gitarre mit in den Kindergarten genommen und wir haben mit den Kleinen „Sur le pont d’Avignon“ gesungen. Dazu habe ich mich in die Mitte gehockt und die Kinder sollten im Kreis um mich und die Gitarre tanzen, aber das gab ein riesiges Durcheinander und jeder wollte mal die Gitarre anfassen und darauf rumschrummeln. Also habe ich mir immer drei oder vier Kinder geschnappt und wir haben in kleinen Grüppchen getanzt.

Ich finde es wirklich schwierig, mit den Kindern zu kommunizieren, wenn man ihre Sprache nicht spricht. Man kann nicht das sagen oder erklären, was man eigentlich möchte und auch aus ernst gemeinten Verboten auf Französisch wird ein Spiel gemacht, weil sie die einfach noch nicht verstehen.

Und trotzdem: wenn ich nach Hause gehe und mit etwas Abstand auf den Tag blicke, kann ich über meine eigene Angespanntheit lachen und weiß, dass, wenn ich das nächste Mal wiederkomme, alles schon ein wenig besser gehen wird.

Als ich am Nachmittag mit einem Mitarbeiter der Fondation nach Buterere gefahren bin, standen wir mit unseren Moto-Taxis im Stau und jemand hat sich an meinem Rucksack vergriffen. Er war aber zum Glück zu langsam und hat es nur geschafft, den Reißverschluss zu öffnen. Im Stau beklaut werden, daran habe ich nicht gedacht…

Am Abend habe ich hier bei uns im Heim Mikrokredite verteilt, in Form von Kleidung. Die Frauen, die hierher kommen, wohnen alle in der Nähe und verkaufen die Sachen auf verschiedenen kleinen Märkten in der Nähe.

 

 

Samstag, 27. Oktober 2008

Zusammen mit einigen Burundern haben wir uns heute am Strand zu einem Picknick und zum Baden getroffen. Als es essen gab, kamen die Kinder, die am Strand gespielt hatten zu uns,  haben sich ganz nah zu uns gesetzt, an unseren Kleidern gezupft und auf etwas zu essen gewartet. Wir waren ein wenig hilflos. Einerseits wussten wir, dass die Kids wahrscheinlich viel mehr Hunger haben als wir und hätten ihnen unser Essen überlassen können, andererseits hilft ihnen das wenig und wir vermitteln dabei genau das, was wir eigentlich nicht wollen, nämlich ein Bild von uns als reiche Weiße Geber. Aber was tun, wenn di Kinder nun mal Hunger haben? Ich wusste es nicht.

Als ein Teller zu Boden viel haben sie sich darauf gestürzt und vom sandigen Boden gegessen.

 

 

Fasziniert von Annes Kamera

Fasziniert von Annes Kamera

 

einen Fischkopf

Stolz auf seine Beute: einen Fischkopf

Montag, 29. September 2008

Zusammen mit den Lehrern sind wir am Morgen mit dem Bus zum Kindergarten nach Kajaga gefahren. Aufgrund der hohen Spritpreise kann er morgens nur eine Tour fahren, wobei es eigentlich zu viele Leute sind, die gar nicht alle in den Bus passen. Aber irgendwie arrangiert man sich schon, sitzt dann nicht zu dritt, sondern zu fünft oder sechst auf einer Bank und tut sein möglichstes, um seinem Nachbar in den Kurven Blessuren aller Art zu ersparen.

 

Und voilà: Die Kinder haben das Lied vom letzten Mal wiedererkannt und wir konnten mit ihnen tanzen!

Nach dem Ende des Unterrichts habe ich mit einer Kindergärtnerin einen Schnellhefter angelegt und ihr beim Einordnen der Blätter geholfen. Als ich ihr den Locher zeigte und sie fragte, ob sie wisse, was das ist, antwortete sie: „Ist das nicht ein Musikinstrument?“

Ich bin aus allen Wolken gefallen. Aber eigentlich ist es ganz logisch, dass sie nichts damit anzufangen wusste, denn hier mangelt es an allem und selbst in der Schule sind Büromaterialien eher rar. Und wenn etwas nicht genutzt wird, weiß auch niemand, wie es funktioniert.

 

Am Abend waren wir zu einer Feier zum Ende des Ramadan eingeladen- ein skurriles Erlebnis! Im Garten war aus Planen und Holzpfählen ein Zelt aufgebaut. Darunter, in ordentlichen Reihen, Stühle, die, als wir kamen, zum Großteil schon besetzt waren. Das heißt, wir gingen unter den Augen aller zu freien Plätzen und mir war so, als würde uns jeden Moment jemand auffordern, eine Rede zu halten.

Später, wir hatten herausgefunden, dass die Rede, die wir aufgrund des doch sehr formellen Arrangements der Stühle erwartet hatten, ein Trugschluss war, wurde getanzt. Besonders die Männer ernten hier durch elegante Hüftschwünge Applaus und Jubelpfiffe. Verkehrte Welt ^^

 

 

Freitag, 3. Oktober 2008

Musikunterricht, Klappe die Erste!

Jeden Donnerstag unterrichte ich ab heute die beiden fünften und sechste Klasse der Schule der Fondation. Die Kinder, zwischen 12 und 16 Jahren alt, sind hier an den Frontalunterricht gewöhnt und ich versuche sie zu ein bisschen mehr Eigeninitiative im Unterricht zu ermutigen.

Los geht’s: ich hatte damit begonnen, mich ein wenig vorzustellen, wo ich herkomme, wo Deutschland überhaupt liegt und was ich hier in Burundi mache. Danach dachte ich mir, wäre es gut, mit einem „einfachen“ englischen Lied zu beginnen. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht bewusst, dass die Kinder ja erst in der  fünften Klasse mit dem Englischunterricht beginnen! Erst als niemand mitsang hat es mir langsam gedämmert…

Planänderung: Ich habe ihnen versprochen, das Lied zum nächsten Mal auf Französisch zu übersetzen und wir haben nur die Melodie gelernt. Das ging ab! Außerdem gab es verschiedene Bewegungen, die sie machen sollten, Händeklatschen, Fußgetrappel usw. Zum Schluss hat das ganze Schulhaus gebebt, die Kinder waren mit vollem Einsatz dabei.

Während ich auf meinen Nachmittagsunterricht gewartet habe, hat sich ein Englischlehrer zu mir gesellt und wir haben zusammen gesungen und Gitarre gespielt.

Ungefähr jeder zweite Lehrer hat mich gefragt, ob es nicht möglich wäre, dass ich ihm Gitarrenunterricht gebe… Leider nicht, habe ich gesagt, aber wir haben geplant, mal einen Singnachmittag zu machen.

 

Im Unterricht

Im Unterricht

 

 

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Musikunterricht, Klappe die Zweite.

Nach dem Fettnäpfchen mit dem englischen Lied haben wir es heute au Französisch versucht. Doch selbst dort haben die meisten noch Probleme. Das kommt daher, habe ich mir sagen lassen, dass die Kinder zwar ab der ersten Klasse schon Französisch lernen, der restliche Unterricht aber noch auf Kirundi ist, das sie ja auch noch nicht beherrschen, und meist noch Suaheli dazukommt. Ein Lehrer sagte mir, dass viele selbst in der Oberstufe noch Probleme mit grundlegenden Französischkenntnissen hätten.

 

 

Freitag, 10. Oktober 2008

Nach der Vergabe von Mikrokrediten am Nachmittag, habe ich abends mit Anne, der Praktikantin, an einem Capoeira-Kurs teilgenommen! Das war echt witzig. Ich habe zuerst mal den Grundschritt gelernt und später auch zwei Ausweichmanöver. Ihr glaubt gar nicht wie anstrengend es ist, die ganze Zeit in gehockter Haltung hin und her zu pendeln, ständig in Bewegung zu bleiben und sein Gegenüber selbst bei allen möglichen Drehungen im Blick zu behalten. Ich hatte danach vier Tage Muskelkater.

Später waren wir zu einem Barbecue am Strand eingeladen und sind, zur Feier von Claires Geburtstag, tanzen gegangen.

 

 

Sonntag, 18. Oktober 2008

Zusammen mit Rüdiger Kilian, einem erfahrenen deutschen Apotheker, der in der Schule in Kajaga für die Installation des Labors zuständig ist, sind Cornelius und ich heute im Mini-Nationalpark von Bujumbura gewesen. Dort kommt man nur mit einem Jeep voran und das auch nur sehr langsam. Zwischendurch konnten wir aussteigen und Nilpferde, ein Krokodil und Vögel beobachten. Uns wurde gesagt, dass der Tanganyika-See vor ca. 50 Jahren noch bis zu der Stelle ging, an der wir standen. Das ist mehr als 1 km vom Ende des heutigen Sees entfernt!

Am späten Nachmittag sind wir zur Universität gefahren. Die liegt ganz oben auf einem Berg und von dort kann man auf die Stadt hinunterschauen. Ein komischer Anblick: Überall sind vereinzelt Lichter, es gibt nur eine Straße, die komplett erleuchtet ist und man weiß, dass überall in den dunklen Flecken auch Menschen wohnen. Nur eben ohne Strom.

 

Die Uni wurde 1950 von den Jesuiten erbaut. Soweit ich weiß hat sie ca. 3000 Studenten, von denen einige direkt auf dem Campus leben, in kleinen Zimmern, die direkt von einem schlecht beleuchteten Flur ohne Fenster abgehen. Sie studieren dort entweder in der Fakultät Mechanik, Städtebau oder Städteplanung.

Das Unigelände befindet sich im Bau, es gibt bereits Basketballplätze und ein Fußballfeld und momentan werden die Schwimmbecken erneuert und ausgebessert.

 

 

Dienstag, 21. Oktober 2008

Ich hatte heute das erste Mal die Möglichkeit, mit den Trommlern aus Kanyosha zu üben!

Die haben mir zwei Trommelstäbe in die Hand gedrückt, mich vor eine dieser Riesentrommeln gestellt und dann sollte ich spielen! Das ging auch ziemlich gut und nach einer Weile bin ich so begeistert gewesen, dass ich gar nicht mehr aufhören wollte. Es ist ein Wahnsinnsgefühl, wenn 10 Leute zusammen trommeln. Man sieht nur noch die anderen hinter den Trommeln und konzentriert sich auf den Rhythmus, so lange, bis man nichts anderes mehr hört. Irgendwann spielt man wie von selbst.

 

 

Donnerstag, 23. Oktober

Mein Musikunterricht macht Fortschritte: nachdem die Kinder letztes Mal einen Rhythmus und ein Lied aus Südafrika gelernt haben, sollten sie heute beides zusammensetzen. Nach langem Üben und unzähligen Wiederholungen hat das ziemlich gut geklappt. Sie haben halt doch Rhythmus im Blut^^

Während ich auf eine Mitfahrgelegenheit nach Hause gewartet habe, habe ich mit dem Brotbäcker der Fondation ein bisschen Kirundi gelernt. Da er kein Französisch spricht, hat er es mir auf Englisch erklärt, wir haben nicht schlecht gelacht.

 

 

Freitag, 24. Oktober 2008

Ihr werdet es nicht glauben, aber auch um Burundi haben einige deutsche Bräuche keinen Bogen gemacht. Unter anderem das Oktoberfest! Das fand hier am letzten Wochenende statt und wir waren zu neugierig, um nicht hinzugehen! Und wirklich, es war alles, wie es sein muss: Zum Essen gab es Schweinshaxe, Weißwürste oder Eisbein, eine burundische Blaskapelle hat echte deutsche Schunkellieder gespielt und in der Mitte gab es, wie sollte es anders sein, eine kleine hölzerne Tanzfläche. Für die ganz Mutigen…

Anscheinend findet das „Fête de la bière“, das Fest des Bieres, wie es hier heißt, großen Anklang, denn schon seit mehreren Jahren findet es regelmäßig statt und jeder hier in Bujumbura kennt es. Einziges Manko: Das Bier kommt gar nicht aus Deutschland, sondern aus Burundi ^^

 

 

Samstag, 25.Oktober 2008

Heute ging es wieder auf zum Trommeln mit den Jungs im Straßenkinderheim!

Dieses Mal hat uns der Lehrer ein neues Stück bzw. einen neuen Tanz gezeigt. Das Trommeln funktioniert nämlich folgendermaßen: Alle stellen sich mit ihren Trommeln in einem Kreis auf. Sie fangen nach einem bestimmten Ritual an zu trommeln und singen auch dazu. Einer von ihnen geht dann vor und tanzt zu dem Rhythmus der anderen. Dabei machen sie alle möglichen Verrenkungen und Sprünge und man kann nur fasziniert zuschauen.