Archive for September, 2008

Angekommen

 

Mittwoch, 3. September

 

 

 

Johanna & Claire

Völlig fertig in Kajaga: Johanna & Claire

Am Nachmittag gab es bei Verena Geburtstagskuchen. 

Johannas Geburtstagskuchen

Johannas Geburtstagskuchen

 

 

Freitag, 5. September

Im französischen Kulturzentrum Burundis gibt es zurzeit eine Physikausstellung, die wir heute mit den Kindern besucht haben. Anhand von Experimenten wurden ihnen alle möglichen Naturphänomene erklärt und sie konnten auch selbst ausprobieren.

Auch wenn die Gesichter etwas anderes als Begeisterung zeigten, was ich mal auf die Müdigkeit schiebe, scheint es den Kindern doch klasse gefallen zu haben.

Am Abend waren alle Deutschen, die sich derzeit in Bujumbura und Umgebung aufhalten zu einem Empfang beim deutschen Botschafter geladen. Dort wurden wir herzlich empfangen und konnten, denke ich, auch einige Zweifel an unserer Entsendung im weltwärts-Programm ausräumen. 

 

Die "Deutsche Gemeinschaft"

Die "Deutsche Gemeinschaft"

 

 

 

Samstag, 6. September 

Nach den „Travaux Communautairs“- dem allsamstaglichen Aufräumen, bei dem alle, die sich zwischen 9h und 11h auf die Straße wagen, aufgerufen sind, vor ihrem Grundstück aufzuräumen, weshalb niemand auf der Straße ist, haben Cornelius und ich den Jungs ein wenig geholfen, ihr Fußballtore umzubauen. 

  

Befestigen der Netze

Befestigen der Netze

 

 

 

Später am Nachmittag wurde das Trampolin rausgeholt, eine Spende aus Deutschland, auf dem einige Kinder endlich mal ihrem akrobatischen Können freien Lauf lassen konnten. 

 

Japhet beim Salto

Japhet beim Salto

 

 

 

Montag, 8. September 

Heute hieß es: Ab zum Strand mit den Kindern!

Um dorthin zu kommen, hat der Heimleiter Alberic einen Linienbus gemietet, ist hier kein Problem, da die Busse sowie so ohne Fahrplan und nur dann fahren, wenn sie voll sind, und los ging’s. Die Kinder haben sich im Wasser und beim Volleyball mal richtig ausgetobt. Zwar haben nicht alle von ihnen Schwimmsachen, aber viele von ihnen gehen sowie so komplett angezogen baden.

Kiki

Kiki

 

Epiphanie, Ich & Pamella

Epiphanie, Ich & Pamella

 

Außer am Strand sollte man es hier auch tunlichst vermeiden, zu kurze Kleidungsstücke aller Art anzuziehen, das wird nicht gern gesehen und man erzählt sich bereits Anekdoten über Fauxpas früherer Freiwilliger…

Der Strandtag wurde mit einem Spiel beendet und abends sind wir todmüde ins Bett gefallen. Ich weiß jetzt, was Eltern meinen, wenn sie sagen, Kinder seien schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe!!

 

 Dienstag, 9. September 

Am Morgen nahm uns Verena mit nach Muyinga, einer Stadt im Norden, zu der es noch eine gleichnamige Provinz gibt. Wieder ging es über die grünen Berge Burundis, auf denen Maniok, Tee und Eukalyptus wachsen.

Zuerst konnten wir das Landwirtschaftsprojekt der Fondation besichtigen, in dem seit letztem Jahr eine einjährige Ausbildung angeboten wird. Dort lernen die Jugendlichen Grundlegendes über die Züchtung von Schweinen, Hühnern und Ziegen und werden in die Landwirtschaft eingeführt. Ein sehr wichtiges Projekt, da hiervon sowohl die Fondation profitiert als auch neue Arbeits- und Ausbildungsplätze für die Menschen auf dem Land geschaffen werden.

Die ersten Lehrlinge bekamen zur Diplomvergabe Ziegen geschenkt.

 

 

Mittwoch, 10. September 

Nachdem wir vier Freiwilligen unsere erste „Eimerdusche“ hinter uns hatten, auf dem Land gibt es gegen Ende der Regenzeit oft kein fließend Wasser mehr, fuhren wir zum Straßenkinderheim in Muyinga. Dort leben ungefähr 20 Kinder, unter anderem auch ein Pygmäenjunge, der von einer früheren Freiwilligen dorthin gebracht wurde. Er war gerade mal drei, hat aber allen Blödsinn nachgemacht, den wir ihm gezeigt haben. Als er schließlich gemerkt hat, dass wir wieder gehen hat er fürchterlich angefangen zu weinen… Verena meinte, dass dieser kleine Junge gemerkt haben muss, dass die Zuwendung, die er von uns bekommt, eine ganz andere ist, als die im Heim.

Dani & Ich in Muyinga

Dani & Ich in Muyinga

 

 

 

In das Heim dort kommen auch HIV-positive Frauen, um zu nähen und es gibt dort eine Schreinerei. All die Produkte werden anschleißend verkauft.

Auf dem Rückweg nach Bujumbura haben wir bei den Pygmäen oder Twa, wie sie hier heißen, Halt gemacht. Zum ersten Mal waren wir „Frischlinge“ in Kontakt mit den Ureinwohnern Burundis. Und diesmal stand uns nicht nur die Sprache im Wege, sondern auch di Strohhütten, in denen die Pygmäen noch immer leben! Der Stamm, bei dem wir waren, lebt an einem Berghang, an dem Landwirtschaft fast unmöglich ist. Sie sind zirka 1000 und leben isoliert vom Rest der Burunder. Nur wenn sie ihre Kieselsteine und Lehmgefäße verkaufen wird der Kontakt mit den anderen Ethnien unvermeidbar.

Gemeinschaftshütte der Pygmäen

Gemeinschaftshütte der Pygmäen

 

 

 

 

Mutama - "Der alte Weise"

Mutama - Der alte Weise

 

Zwar hat die Fondation schon Versuche unternommen, Früchte und Reis zu pflanzen, aber aufgrund der abschüssigen Lage der Siedlung sind die meisten von ihnen entweder weggeschwemmt oder verweht worden.
Die Hütten haben alle verschiedene Funktionen: eine ist Koch- und Gemeinschaftshütte, eine andere Kinderzimmer.
Während wir fasziniert alles angeschaut haben, wollten alle wissen, wo „Julie“ und die anderen ehemaligen Freiwilligen sind, die oft kamen, um sie zu besuchen.Diesmal wurde der Versuch unternommen, zwei Säcke Kleidung auf 300 Leute zu verteilen. Alle, die schon lange nichts mehr bekommen hatten, sollten zuerst an der Reihe sein. Leider ist das Vorhaben gescheitert und der Streit um die Kleider ist in ein riesiges Tohuwabohu mit Fausthieben und Fußtritten ausgeartet. Es blieb nichts übrig, als loszufahren und die Pygmäen mit den Kleindern allein zu lassen.
Abends hieß es Abschied nehmen von Lena und Nadine, den „alten“ Freiwilligen, denn sie sollten am nächsten Tag nach Deutschland zurückfliegen. An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön für die tolle Zeit mit euch, für die vielen neuen Dinge, die wir durch euch so schnell lernen, sehen und entdecken konnten!
Montag, 15. September
Vielen Dank an die vielen, die an diesem Tag an mich gedacht haben! Ich habe mich tierische über die Mails, Nachrichten, Anrufe und Geburtstagsständchen per transmediterraner Leitung gefreut!Cornelius, Johanna und Claire haben für mich zum Frühstück Crêpes gemacht und mir, weil an diesem Tag hier in Burundi erster Schultag war, eine Schultüte mit Süßigkeiten und Schmuck geschenkt. Ich war hin und weg! Außerdem bin ich zu einem Konzert meiner Wahl in Bujumbura eingeladen!Anschließend sind wir durch die Stadt geschlendert, haben uns auf der Suche nach einem günstigen Internetanbieter in ein Café verirrt, in dem Claire mich zu einem Capuccino eingeladen hat und haben uns nach einem Geschäft mit Einrichtungsgegenständen umgeschaut. Das einzige, was wir gefunden haben war eins, in dem man Möbel aus Belgien kaufen kann…Zum Abschluss haben wir uns eine volle Stunde Internetcafé geleistet. Am Abend haben wir uns mit einigen Freunden in einem Cabaret namens „Tapis Vert“ getroffen. Dort gibt es superleckere Pommes und Fleischspieße!

 

 

Mittwoch, 17. September 

Damit wir bei Problemen innerhalb der Fondation nicht allein dastehen, gibt es auch außerhalb jemanden, dem wir uns anvertrauen können, unseren Mentor. Den haben wir heute kennen gelernt. Daniel, so heißt er, ist schon einige Zeit länger hier in Burundi als wir und arbeitet bei der gtz (Gesellschaft für technische Zusammenarbeit).

Nebenbei hatten wir Gelegenheit, zwei weitere Deutsche und eine Uganderin kennen zu lernen, die gerade durch Ostafrika reisen. Es war spannend, mal von einer einheimischen etwas über die unterschiedlichen Kulturen und Gebräuche der Länder zu erfahren.

 

 Freitag, 20. September 

Mein erster Tag im Kindergarten!

Und ich muss sagen, das schlaucht ganz schön.

Johanna und ich mussten um 5:30 Uhr aufstehen, um mit dem Lehrerbus zur Schule, wo sich auch der Kindergarten befindet, zu fahren. Der sollte um 6:30 Uhr losfahren, wusste aber nicht, dass er uns mitnehmen soll und hätte uns um ein Haar stehen lassen. Kindergarten und Schule fangen hier bereits um 7:30 Uhr an, ist ziemlich früh, aber dafür noch angenehm kühl. Und dann ging’s rund: Zuerst galt es, den kleinen Jacques, 5 Jahre, zur Krankenschwester zu bringen. Er war dem Fuß ins Fahrrad gekommen und die Außenseite seines Fußes war nun offen und entzündet. Agnes, die Krankenschwester sagte mir, dass er das schon einige Tage vorher passiert sein müsse! Er trug keine Schuhe, das hätte ihm nur mehr Schmerzen bereitet, und als Agnes die Wunde infizierte und verband, wand er sich vor Schmerzen und weinte. Später wollte ich ihm Schuhe anziehen, aber als er mich damit sah, fing er wieder an zu weinen und lief vor mir weg. Schließlich habe ich ihm nur einen Socken angezogen, damit der Verband und die Wunde nicht sofort wieder verdrecken, doch auch das schien ihm ziemlich wehzutun. Die Kindergärtnerin hat ihm ein Antiseptikum mitgegeben, mit dem ihn zu Hause jemand versorgen sollte, doch als er am Montag wieder in den Kindergarten kam, war die Wunde genau so offen und verdreckt wie am Freitag. 

Ansonsten gab es as diesem Tag zum Glück keine Verletzten, sondern nur Kinder außer Rand und Band. Die Kleinen sind völlig fasziniert von unserer weißen Hautfarbe und können gar nicht genug davon bekommen, mit uns zu spielen und uns anzufassen.

Besonders jetzt zu Anfang ist es schwierig, mit ihnen zu spielen, denn alle Bewegungen die man macht, werden als „Fangen“ ausgelegt und so sind sie konstant damit beschäftigt, uns zu necken und vor uns wegzurennen. Ich denke aber, sie werden sich an uns gewöhnen und dann wird vieles einfacher.

Den Kindergarten hier kann man allerdings nicht mit dem deutschen vergleichen. Eher wurde hier das französische System übernommen, was bedeutet, dass es sich eher um eine Vorschule handelt. Die Kinder, die meist nur einige wenige Wörter Französisch sprechen, lernen mit Liedern und Bildern langsam erste Sätze auf Französisch, bekommen die Zahlen bis zehn beigebracht und lernen, Buchstaben zu schreiben. Für uns ist es zurzeit ein Problem, dass wir noch kein Kirundi können, denn die Kleinen erzählen gern und viel, allerdings in ihrer Muttersprache. Wir können noch wenig zum Spracherwerb beitragen und gerade wenn die Kinder weinen sind wir hilflos und können nichts tun als eine „Maitresse“ zu rufen. 

Johanna, mit der ich zusammen dort arbeite, hatte ein Sprungtuch mitgebracht, die Kinder waren begeistert davon, darunter toben zu können. Anschließend haben wir mit ihnen Seilziehen gespielt, das ging so lange gut, bis die ersten weinend im Staub lagen…

Am Abend haben wir uns als Belohnung Frites-Bananes (frittierte Kochbananen) in einem Cabaret gegönnt und ich war so erschöpft, dass ich am Tisch eingeschlafen bin ^^

 

 Samstag, 20. September 

Spiele, Spiele, Spiele…

Claire, Cornelius, Johanna und ich hatten uns Spiele überlegt, die wir mit den Kindern machen können. Am Nachmittag sind wir mit Topf und Kochlöffel durch die Zimmer gefegt und haben alle zu Mitspielen rausgescheucht.

Die Kleinen waren nach anfänglichem Zögern begeistert dabei, aber die Älteren konnten wir nicht begeistern. Leider konnten wir viele Spiele nicht machen, weil sie auf kompliziert zu erklären sind und auch zu schwer für die Jüngeren waren. Etwas, was wir bei der Vorbereitung nicht beacht hatten… Aber beim Sackhüpfen und Katz-und-Maus-Spiel ging es echt rund und besonders die Jungs hatten ihren Spaß mit den Mädchen, denen sie einfach davon gesprintet sind. Leider fing es später an zu regnen und wir mussten abbrechen.

Sackhüpfen

Sackhüpfen

Aber: Fortsetzung folgt!

 

Sonntag, 21. September

Zusammen mit einigen anderen Deutschen sind wir heute Morgen zu einer Wanderung durch Bujumbura aufgebrochen. Geleitet wurde die von Severin, einem Burunder, der über ein Jahrzehnt in Deutschland gelebt hat und den wir hier kennen gelernt haben.

Wir sind 3 Stunden gewandert, durch verschiedene Viertel bis hinunter zum See. Die Luft ist mittlerweile so klar, dass man schon die Umrisse der Berge des Kongos au der anderen Seite des Sees sehen kann! Die sind wahnsinnig hoch!

Nachmittags waren wir bei Emmanuel, dem Schreiner der Fondation, eingeladen. Er war vor kurzem für drei Wochen in Deutschland und wollte uns gern kennen lernen.

Emmanuel wohnt etwas außerhalb von Bujumbura, in einer kleinen Siedlung. Er hat 6 Kinder und alle leben sie in einem kleinen Haus. Er hat uns erzählt, dass er alle Möbel dafür selbst gebaut hat!

Emmanuels Familie

Emmanuels Familie

Anders als die anderen Häuser der Siedlung hat seines einen Steinfußboden und auch ein Bad. Toilette und Kochstelle befinden sich aber trotzdem außerhalb und erstere wird auch von mehreren Familien benutzt.

Wir wurden von ihm herzlichen empfangen, er hatte extra Fanta und Cola für uns gekauft, etwas Besonderes, denn für durchschnittliche Familien ist das sehr teuer und sie trinken üblicherweise nur Wasser. Seine Frau, eine sehr sympathische Frau, hat für uns beim Kochen alle Register gezogen: Es gab Nudeln, Reis, Kartoffeln, Gemüse und sogar Fleisch. Wir waren völlig begeistert von dem Essen!

Zum Schluss hat uns Emmanuel an den Fluss geführt, der direkt neben der Siedlung fließt. Dort habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Nilpferde gesehen oder eher ihre Köpfe. Eines von ihnen ist aber sogar ein Stück weit aufgetaucht, um zu gähnen. Am Ufer, 50 Meter von den Riesenviechern entfernt, haben Kinder gebadet. Es hat sich aber keiner vom anderen stören lassen.

 

 Montag, 22. September 

…zurück im Kindergarten.

Wir haben mit den Kindern erste Versuche mit der Schere unternommen. Da heute alle 45 Kinder, die sich normalerweise auf zwei Erzieherinnen in zwei Räumen aufteilen, in einem Raum waren und wir zu viert waren, ging auch alles gut. Unter den Kindern gab es zwar ein, zwei, die den anderen die Haare oder Kapuzen abschneiden wollten, aber die wurden von mir mit Scherenverbot bestraft. Zu den Kapuzen: Man muss wissen, sobald es regnet oder die Temperatur unter 25 Grad Celsius fällt, holen hier alle ihre Regen-, Winterjacken und Wollpullis raus, damit sie sich nicht erkälten ^^ 

 

Beim Basteln

Beim Basteln

 

David

Hochkonzentriert: David

 

Dienstag, 23. September

Die Computer für die Kinder sind installiert, wir haben ein ungefähres Programm für den PC-Kurs und seit Sonntag auch stolze Besitzer eines eigenen Internetkabels, das zwar das Internet auch nicht schneller macht, aber uns doch 30 min Fußweg zum I-Café erspart!

Ich verspreche hiermit, mich ab jetzt öfter zu melden!

Sogar einen Drucker haben wir, von mir höchstpersönlich installiert (bin darauf immer noch saustolz^^)!

 Heute habe ich auch zum ersten Mal die kleinen Trommler des Straßenkinderheims gesehen. Die haben, als immer mehr Leute von der Straße kamen und zugehört haben, eine Performance hingelegt. Ich freue mich schon darauf, bald auch mal die ´großen zu sehen! Die Trommeln faszinieren mich total!

Trommler im Heim Birashoboka

Trommler im Heim Birashoboka

Ihr Lieben, ich wünsche euch alles Gute & bleibt sauber!

 

Viele Grüße aus Afrika!

 

Anna

 

Kistenchaos in Kajaga

Kistenchaos in Kajaga

 

Am Nachmittag

Am Nachmittag

 

Joseph & Grace (von links)

Zwei der Kleinsten auf dem Topf: Joseph & Grace (von links)

 

Kenny

Das Kind mit der süßesten Stimme der Welt: Kenny

 

Heimleiter Alberic mit Benjamin auf dem Arm

Heimleiter Alberic mit Benjamin auf dem Arm

 

Auf dem Weg zu einer Diplomfeier

Auf dem Weg zu einer Diplomfeier

 

Feierabendverkehr in Buja

Feierabendverkehr in Buja

 

 

 

 

Was man nach 3 Wochen Afrika erlebt hat

Hallo ihr Lieben!

Es ist 23 Uhr, soeben haben die Kinder hier im Heim den Fernseher ausgemacht und auch die letzten werden jetzt ins Bett geschickt. In 5 Stunden wird der Muezzin uns wieder mit seinen allmorgendlichen Gesängen beglücken, aber bis dahin habe ich Zeit, euch endlich von meinen ersten Erlebnissen hier in Burundi zu erzählen.

Montag, 18. August 2008. Wir stehen in Frankfurt am Main an der Sicherheitskontrolle des Flughafens. Davon, dass wir am nächsten Tag 5 Stunden in Addis Abeba festsitzen werden, ahnen wir noch nichts. Das Flugzeug hebt ab, wir werden mit Essen und Filmen verwöhnt und fliegen unserem unbekannten Ziel – Burundi – entgegen.

Cornelius, Johanna, ich & Claire

von links: Cornelius, Johanna, ich & Claire

In Äthiopien erwartet uns die erste afrikanische Spezialität: das Warten. Die Maschine, die uns von Addis Abeba nach Bujumbura bringen soll, fällt aus und wir müssen bis zum frühen Abend warten, bevor wir weiterfliegen können.

Am Flughafen in Bujumbura angekommen, bekommen wir ohne Probleme unsere Visa, selbst all unser Gepäck ist eingetroffen und wir machen voller Freude erste Versuche in Kirundi, der ursprünglichen Sprache Burundis. Leider verstehen wir die Einheimischen genau so wenig wie sie uns, aber kurze Zeit später werden wir auch schon von Philipp, einem ehemaligen Burundikids-Freiwilligen und nun Mitarbeiter, abgeholt.

Beeindruckt von den Palmen, den Gewändern der Frauen, den neuen Farben und Gerüchen lassen wir uns zu unserem neuen Zuhause für das nächste Jahr fahren- dem Centre Uranderera.

Mein Zimmer

Mein Zimmer

Hier lebe ich mit den drei anderen Freiwilligen, Johanna, Claire & Cornelius und zirka 65 Kindern, die entweder ein Elternteil oder beide Eltern aus den verschiedensten Gründen verloren haben oder deren Familien Probleme haben und sich nicht um sie kümmern können.

Die Jüngsten hier sind 1 bis 2 Jahre alt und werden den ganzen Tag besonders von den älteren Mädchen umhergetragen, die Ältesten sind 18 oder 19.

Alle haben uns sehr freudig, aber schüchtern begrüßt und mittlerweile kenne ich einige Gesichter schon ganz gut.

Besonders beliebt bei den Kids hier: in der Mittagshitze Fußball spielen. Claire und ich haben’s gleich am ersten Tag ausprobiert, ich habe 5 Minuten durchgehalten, dann konnte ich nicht mehr…

In den zwei Wochen seit wir hier sind haben wir schon jede Menge gesehen und erlebt. Gleich am ersten Tag waren wir mit Lena, einer ehemaligen Freiwilligen, burundisch essen. Eines der traditionellen Essen hier besteht aus Reis, Sombé (gekochte Maniokblätter), Renga-Renga (einer Pflanze, die so ähnlich schmeckt wie Sombé), Erdnussbuttersoße und Kochbananen. Oft gibt es dazu noch ein Stück Fleisch, das muss man dann allerdings in der Soße suchen ^^

Ein anderes Gericht sind die Fleischspieße, Bruchettes genannt, die man mit Pommes Frites isst. Für ganz Mutige gibt’s noch die Piri-Piri-Soße. Sollte man allerdings in Maßen genießen, will man noch länger etwas von seinen Geschmacksnervenhaben (um nicht zu sagen: sie ist sauscharf)!

Freitag, 22. August

Ansonsten haben wir die Zeit genutzt, um uns einzufinden, die Umgebung kennen zu lernen und natürlich um die Projekte, in denen wir später arbeiten werden, kennenzulernen.

Am Freitag nach unserer Ankunft ging’s als erstes zur Schule im Stadtteil Kajaga, die gerade zur Oberstufe mit Ausbildung zum pharmazeutisch-technischen Assistenten erweitert wird. Dort haben wir Kisten sortiert, die noch aus dem Container stammen, der vor einiger Zeit aus Deutschland hierher geschickt wurde. Der Klassenraum, in dem alles gelagert ist, muss schließlich zum Schulbeginn am 15. September wieder frei sein…

Anschließend wurde ich von Nadine, einer weiteren Freiwilligen, auf dem Motorrad mit nach Buterere genommen.

Dort befindet sich ein anderes Heim, in dem auch ein Kindergarten untergebracht ist. Dorthin können die Menschen kommen, um Mikrokredite zu erhalten. Wenn sie gut wirtschaften und ihre Kredite regelmäßig zurückzahlen, erhalten sie Kleidung, die sie dann auf dem Markt verkaufen können.

Im Heim dort habe ich auch zum ersten Mal das Gericht Burundis schlechthin gegessen: Maisbrei mit Bohnen. Der Brei wird in einem Topf auf Kohlen gekocht, anschließend teilt man sich einen Teller Maisbrei mit den anderen, wobei man sich immer eine Hand voll nimmt, ihn zwischen den Fingern rollt und dann in die Soße aus Bohnen tunkt. Et voilà, Essen auf afrikanisch! Leider habe ich das alles nicht so gut ertragen und habe am Sonntag Bauchschmerzen und Durchfall bekommen… Am Dienstag war aber alles wieder vorbei.

Samstag, 23. August

Dank Lena & Nadine haben wir schon einige burundische Bars kennen gelernt, die heißen hier „Cabarets“ und sind eigentlich immer im Garten von Privatleuten zu finden, die sie betreiben. Ganz anders als wir das aus Deutschland kennen…

Mit Lena waren Johanna und ich auch das erste Mal auf dem Markt, das erschlägt einen beim ersten Mal fast! Überall Leute, Stände, die bis zu 3 Meter hoch und einfach nur mit Schuhen oder Stoffen angefüllt sind, die ganzen Gerüche (der Fisch war besonders krass)… Wow! Dort kriegt man alles, was man braucht, man muss nur lange genug suchen ^^

Wir waren alle am Strand, haben ja den Tanganikasee quasi direkt vor der Haustür und der ist eigentlich mehr ein Meer als ein See!

Dienstag, 26.August

Wieder erholt vom ungewohnten Essen sind wir nach Gitega ins Landesinnere aufgebrochen. Dorthin kommt man über eine Straße, die sich 2 Stunden lang nur durchs Gebirge schlängelt, erst bergauf und ab der Hälfte wieder in die Ebene. Neben den Verrückten, die sich an Lastwagen hängen und Menschen, die Schweine auf ihren Fahrrädern transportieren (habe leider kein Foto davon, aber es ist wahr: ein Schwein auf dem Gepäckträger, das geht^^) gab es auf dem Weg auch so unspektakuläre Dinge wie Eukalyptusbäume und Maniokstauden zu sehen.

Fahrradtaxifahrer im Gebirge

Fahrradtaxifahrer im Gebirge

In Gitega angekommen haben wir eine Berufsschule besichtigt, die momentan noch im Bau ist. Im September sollte sie fertig sein…

Frauen beim Schulbau in Gitega

Frauen beim Schulbau in Gitega

Claire & ich haben diesmal erste Versuche im Basketball unternommen und mit den Jungs dort gespielt. Diesmal war es nicht nur die Hitze, die uns fertig gemacht hat, sondern auch noch der staubige rote Boden, der einem zum Schluss überall klebt. Es war trotzdem unglaublich lustig es zu versuchen!

Auf dem Rückweg ging’s dann rund: In einem der Dörfer, die an der Straße liegen, haben wir gehalten, um frisches Obst und Gemüse zu kaufen. Sobald man anhält, kommen die Leute auf einen zugestürmt, bieten ihre Waren an und man weiß gar nicht, was man zuerst kaufen soll. Jeder versucht natürlich, den anderen im Preis zu unterbieten und wir haben kräftig gehandelt, um den „normalen“ Preis zu zahlen und uns nicht übers Ohr hauen zu lassen. Das macht tierisch Spaß! Am Ende hatten wir 3 Bananenstauden im Auto, alles mögliche Gemüse und mindestens 3 Ananas. Wir mussten echt die Beine einziehen…

Die ganzen Früchte schmecken hier 10-mal so gut wie in Deutschland, deshalb essen wir auch jeden Morgen zum Frühstück Obstsalat. Dazu muss ich allerdings noch sagen, dass das Brot hier auch eher ein Windhauch als einem Brot ähnelt…

Mittwoch, 27. August

An diesem Tag stand zuerst das Mutter-Kind-Heim in Kinama, einem Stadtteil Bujumburas, auf dem Programm. Dort wohnen junge Mütter mit ihren Kindern, die meist von ihrer Familie weggeschickt wurden, weil sie unverheiratet schwanger geworden sind. Manche haben sich auf die Versprechungen der Männer verlassen, dass ihnen nichts passieren würde, andere wurden vergewaltigt und sind dadurch schwanger geworden. Im Heim können sie leben, bekommen zu essen und machen verschiedene Näharbeiten wie Handytaschen, die dann als Souvenirs nach Deutschland verkauft werden.

Kinder in Kinama

Kinder in Kinama

Die Kleinkinder dort haben sich riesig über die Luftballons, die wir dabei hatten, gefreut. Sie waren, wie Claire sagt, „total goldig“!

Donnerstag, 28. August

Nach einem vergeblichen Versuch, Kabel für einen Internetzugang zu ergattern, war ich zusammen mit Claire auf dem Markt und als wir herauskamen, hat ein Taschendieb versucht, mich zu beklauen. Er muss uns schon eine Weile beobachtet haben, denn er wusste, in welcher Hosentasche ich mein Geld habe. Allerdings war er ein wenig auffällig, in seinem roten Fußballtrikot, und hat’s auch beim zweiten Versuch nicht geschafft, mir Geld abzunehmen… Mein Glück ^^

Freitag, 29. August

Heute hieß es, den Spendenkeller der Fondation Stamm, in deren Projekte Burundikids eingebunden ist, aufzuräumen, um Platz für die Kartons aus der Schule zu schaffen. Ich hab jetzt noch Muskelkater ^^

Außerdem hat Simba, unsere Hündin hier im Heim, ihre Babys bekommen! Insgesamt 5, sehr sehr niedlich. Hier war helle Aufregung, weil sie sich erst nicht um ihre Babys gekümmert hat und wir schon dachten, sie will sie umbringen, aber zum Schluss ging alles gut.

Samstag, 30. August

Der, Tag, an dem ich das Busfahren lernte… Der Bus funktioniert hier so: Man sucht sich den Bus, der in die Richtung fährt, in die man will. Der wartet dann so lange, bis alle Plätze besetzt sind, dann werden auch die Sitze in der Mitte heruntergeklappt, sodass kein Gang mehr frei ist. Wenn man aussteigen will, klopft man an die Scheibe und der Bus hält beliebig. Eigentlich praktisch, nur dass die Busse immer überfüllt sind…

Claire & Ich

Claire & Ich

Sonntag, 31. August

Nachdem wir gestern reichlich eingekauft haben, gab’s heute Morgen einen Brunch. Mit Rührei und Erdnussbutter, Avocadocrème und Saft. Mmmh, das war Luxus. Das können wir uns hier allerdings nicht so oft erlauben, denn alles, was europäisch ist und von den Leuten hier nicht gegessen wird, ist im Verhältnis viel teurer.

Montag, 1. September

Am Morgen haben wir uns auf den Weg zum Centre Culturel Francais gemacht und uns alle vier für einen Kirundi-Kurs über 3 Monate eingeschrieben. Der kostet 66.000 burundische Francs, umgerechnet 38 Euro. Werde euch zwischendurch mal wissen lassen, wie ich damit klar komme!

Am Nachmittag hat Cornelius für uns auf dem Markt eingekauft, während Johanna, Claire & ich mit Anne, einer Studentin aus Luxemburg, zum Straßenjungenheim im Stadtteil Kanyosha gefahren sind. Mit den Jungs dort haben wir Volleyball gespielt und ich habe einen Jungen getroffen, der Fan von Werder Bremen ist ^^

Im Strassenkinderheim

Im Strassenkinderheim

Beim Radiohoeren

Beim Radiohoeren

Zwei der "Kleinen" im Strassenkinderheim

Zwei der "Kleinen" im Heim

Beim Volleyball mit den Jungs

Beim Volleyball mit den Jungs

Ich hoffe, bald auch hier im Heim Internet zu haben, dann kann ich euch öfter mal schreiben. Zum Internetcafé sind’s nämlich 30 min zu Fuß und das Internet hier ist auch nicht gerade das Schnellste…

Würde mich sehr freuen, wenn ihr mir Kommentare schreibt oder anruft!! Die Nummer findet ihr in meinem ersten Artikel.

Bis hoffentlich bald!

Viele liebe Grüße aus dem Herzen Afrikas!

Anna